Taten statt Worte - das war das Motto der Suffragettenbewegung, die in England und weltweit für ein Frauenwahlrecht kämpfte. Der Film Suffragette erzählt die Geschichte einiger dieser Frauen. Im voll besetzten Scala-Kino zeigte die SPD Lüneburg den Film und machte anschließend deutlich: Gleichberechtigung ist auch im 21. Jahrhundert ein Thema.

Die Szene geht unter die Haut: Maud Watts, eine der Hauptfiguren in Suffragette, muss sich von ihrem kleinen Sohn verabschieden. Das Kind kommt zu Adoptiveltern, so hat es der Vater entschieden. Maud selbst hat kein Mitspracherecht, das Gesetz Englands Anfang des 20. Jahrhunderts sieht derlei Rechte für Frauen nicht vor. Maud wird daraufhin zu einer Suffragette – sie will selber Gesetze machen dürfen und ihre Stimme bei Wahlen abgeben. Doch es dauert noch bis zum Jahr 1928, bis Frauen in England das gleiche Wahlrecht erhalten wie Männer. In Deutschland dürfen Frauen seit 1918 ihr Kreuz machen und sich für politische Mandate und Ämter bewerben.

Hiltrud Lotze, SPD Bundestagsabgeordnete und stellv. Unterbezirksvorsitzende und Andrea Schröder-Ehlers, SPD-Landtagsabgeordnete und Unterbezirksvorsitzende hatten zur Filmvorführung ins Scala eingeladen. Im Anschluss an den Film diskutierten die Politikerinnen mit den Zuschauerinnen über Gleichberechtigung heute. „In der Bundesrepublik ist die Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Grundgesetz festgeschrieben. In der Praxis gibt es aber weiterhin Ungerechtigkeiten. Auch 2016 verdienen Frauen rund 22 Prozent weniger als Männer. Rechnet man das in Tage um, arbeiten Frauen 79 Tage, vom 1. Januar bis zum 19. März 2016, umsonst“, sagt Andrea Schröder-Ehlers. „Um hier Abhilfe zu schaffen, hat Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig einen Entwurf für ein Entgeltgleichheitsgesetz vorgelegt“, sagt Hiltrud Lotze. Auch der Mindestlohn habe vielen Frauen (und auch Männern), die im Niedriglohnsektor arbeiten, geholfen. „Und um die Anzahl der Frauen in Führungspositionen zu erhöhen, ist für die gut 100 börsennotierten Unternehmen in Deutschland eine gesetzliche 30-Prozent-Quote in den Aufsichtsräten geschaffen wurden“, sagt die Bundestagsabgeordnete.

Von Problemen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf berichten die Frauen im Publikum. Sie sei von ihren Nachbarn schräg angeschaut wurden, als sie schon wenige Monate nach der Geburt ihrer Kinder wieder angefangen habe zu arbeiten, sagt eine Mutter. Eine andere erzählt von der eisernen Disziplin und dem doppelten Einsatz, den sie für eine Beförderung leisten musste. Das liege durchaus nicht nur an den Männern. „Frauen sind in Verhandlungsgesprächen oft viel zu nett und untereinander selten solidarisch“, so eine Personalberaterin. Aus Gesprächen mit Frauen weiß Christine Ullmann, Gleichstellungsbeauftragte von Lüneburg noch von einem anderen Problem: „Junge Frauen wünschen sich neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch explizit Zeit für sich“, sagt sie.

Auf den Vorschlag einer LZ-Leserin sammelten die Politikerinnen am Ende Spenden für ein Frauenprojekt ein. Die rund 300 Euro kommen dem Internationalen Frauentreff Kaltenmoor zugute. Der Verein bringt Frauen verschiedener Nationalitäten über Kurs- und Hilfsprogramme, wie z.B. das Näh-Café zusammen.

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Foto: Lina Sulzbacher