„20 Jahre Lüneburger Gedenkstätte“ - Veranstaltung am 21. November 2024 im Gesellschaftshaus, PKL

Dr. Inge Voltmann-Hummes berichtet:

20 Jahre Euthanasie-Gedenkstättenarbeit an diesem Ort, 

  • einem Ort der die Erinnerung an die Gräueltaten des NS-Regimes und seiner willfährigen Helfer wachhält,  
  • einem Ort, an dem unermüdlich, Tag für Tag, Jahr für Jahr, die Aufarbeitung unzähliger Verbrechen vorgenommen wird, von Tötungen, die hier geschehen sind oder von hier aus eingeleitet wurden, 
  • einem Ort der Erinnerungskultur und - seit der Einweihung des Gärtnerhauses 2020 - zugleich ein Ort, an dem besondere Verantwortung für Demokratie-Bildung mit dem Ziel einer menschenwürdigen Zukunft übernommen hat. 

Es ist ein Tag des Innehaltens, des Nachdenkens darüber, was hier geschehen ist und zugleich ein Tag der Dankbarkeit dafür, was hier in den letzten 20 Jahren geleistet worden ist: eine Recherche- und Dokumentationsarbeit von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft vor Ort, in Hansestadt und Landkreis.  

Die Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg und die damaligen Entscheidungen des Erbgesundheitsgerichtes Lüneburg reichen in den Landkreis hinein und weit darüber hinaus. Viele Opfer von Zwangssterilisationen und Euthanasie-Verbrechen lebten nicht in der Stadt Lüneburg selbst, sondern kamen aus dem ländlichen Umfeld. Sie hatten ihre Wurzeln und ihr Zuhause in den Dörfern und Gemeinden des Landkreises. Diese Gedenkstätte verpflichtet uns daher alle, Verantwortung zu übernehmen. 

Es ist unsere gemeinsame Geschichte, die wir aufarbeiten und verstehen müssen und der wir uns stellen wollen. Und deshalb engagiert sich der Landkreis Lüneburg aktiv in der Arbeit dieser Gedenkstätte. Ein besonders wichtiger Schritt war im Jahr 2019 die Beteiligung des Landkreises mit einer Summe von 107.000 Euro, die zur Einrichtung des „Bildungszentrums für Menschenrechte, Sozialpsychiatrie und Begegnung“ beigetragen hat. Dieses Bildungszentrum symbolisiert genau die Werte, die wir als Landkreis vertreten und die wir im Rahmen unserer Verantwortung für „Bildung für eine nachhaltige Zukunft“ – oder kurz BNE – fest verankert haben. Bildung bedeutet für uns im Landkreis nicht nur, Wissen zu vermitteln. Es bedeutet auch, den Raum für das Erleben und Erfahren zu schaffen. Denn eine nachhaltige Bildungsarbeit umfasst beides: das Verstehen und das Empfinden. Die Aufarbeitung der Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg ist mehr als nur das Erinnern und Mahnen, sie trägt aktiv zu Demokratiebildung, zur Übernahme von gesellschaftliche Verantwortung und die Einhaltung und Wahrung von Menschenrechten bei.   

Gerade in Zeiten wie diesen, in denen es oft scheint, als wäre der moralische und ethische Kompass mancherorts verloren gegangen, ist es wichtig, solche Orte zu haben. Es ist entscheidend, gerade jetzt in Demokratiebildung und Menschenrechtspädagogik zu investieren. Da dürfen knappe öffentliche Kassen keinen Vorwand liefern, nichts zu tun. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist nicht nur eine Investition in Wissen, sondern in die Strukturen, die eine demokratische Gesellschaft langfristig tragen können. Diese Gedenkstätte und das Bildungszentrum setzen dies um. Sie schaffen nachhaltige Grundlagen für unsere Gesellschaft und stärken unser demokratisches Miteinander. 

Allen Ehrenamtlichen sei gedankt, die diese Arbeit tragen und die die Gedenkstätte lebendig halten. Ihre Arbeit ist für die Gedenkkultur und das gesellschaftliche Lernen hier in Lüneburg unverzichtbar. Sie leisten Großes und sind Vorbilder für uns alle. Auch den Mitgliedern des Vereins und die Förderer der Gedenkstätte sagen wir ein herzliches Dankeschön. Ganz besonders gilt Hochachtung der Arbeit der Leiterin, Frau Dr. Carola Rudnick. Sie ist der Motor all dessen, was hier besonders in den zurückliegenden Jahren, im zurückliegenden Jahrzehnt, passiert ist. Frau Dr. Rudnick ist aus dieser Arbeit nicht wegzudenken, wir brauchen sie hier und wir müssen alles daransetzen, dass sie hier unter allen Umständen Ihre Arbeit fortsetzen kann. 

Unsere Gesellschaft braucht diese Gedenkstättenarbeit mehr denn je – für uns Erwachsene, für unsere Kinder und für die kommenden Generationen.