Gemeinsamer Antrag mit der Fraktion Bundnis 90/Die Grünen und der Gruppe FDP/Die Unabhängigen zur Sitzung des Kreistages am 24. Juni 2021:
Der Aufgabenumfang und Aufgabenzuwachs des Beauftragten für Niederdeutsch hat in den vergangenen 10 Jahren in einem erheblichen Umfang zugenommen und wird weiterhin zunehmen.

Daher wird die Entschädigung für den/die Beauftragte(n) für Niederdeutsch (Plattdeutsch-Beauftragte/r) im Landkreis Lüneburg umgehend auf 450 € angehoben.

Die Entschädigungssatzung des Landkreises Lüneburg wird bis zum Ende der Wahlperiode generell überarbeitet und angepasst.

Begründung

Mit der Regional- und Minderheitensprachen-Charta, die seit dem 1.1.1999 in Deutschland in Kraft ist, wurde Niederdeutsch als eigenständige Sprache anerkannt. Es geht also nicht um Mundarten, die in vielen Teilen Deutschlands als Plattdeutsch bezeichnet, sondern um die eigenständige Sprache Niederdeutsch, die nicht zuletzt die Schrift- und Vertragssprache der Hanse war.

Gemäß der o.g. Charta sind in den Ländern, die diese ratifiziert haben, Maßnahmen zu entwickeln, die dem Sinn und Zweck der Sprachenschutzkonvention entsprechen. Konkret bedeutet dies, Projekte und Vorhaben zu entwickeln, die der Sicherung des internationalen Kulturguts „Niederdeutsch“ dienen.

Die Aufgabe des Sprachenschutzes erfordert dazu - ähnlich wie im Naturschutz z.B. - den Aufbau von Strukturen, die systematische Sichtung und Sicherung von lexikalischen Vorkommen, Weiterentwicklung der Literatur und die Ermittlung, die Sicherung und den Ausbau von Anwendungsfeldern der Sprache. Dieses ist, nur grob umrissen, die Aufgabe des Niederdeutschbeauftragten im Landkreis Lüneburg.

Die Anforderungen im Sinne der Charta, und dies zeigt die Arbeit des Beauftragten für Niederdeutsch im Landkreis Lüneburg nachdrücklich, wachsen stetig, denn sie werden und wurden sehr ernst genommen. Was im Landkreis Lüneburg entstanden ist, vor allem durch die 10-jährige Arbeit von Günther Wagener, aber auch durch die seiner Vorgänger, liefert Vorbilder für andere Landkreise und wird im Norddeutschen Raum mit großer Anerkennung wahrgenommen.

Um die so aufgebaute Qualität des Sprachenschutzes langfristig im Sinne der Charta zu sichern, ist die Entschädigung, die die Entschädigungssatzung des Landkreises vorsieht, schon seit mehreren Jahren nicht mehr angemessen. Sie muss dringend an den Umfang der nachstehend aufgeführten Aufgaben, die nicht abschließend genannt werden können, da dies den Rahmen sprengen würden, angepasst werden.

Zentrale Hauptaufgaben:

  • Beraten, vernetzen, koordinieren und unterstützen der im Landkreis/in der Region arbeitenden Initiativen zu Pflege und Erhalt des Kulturgutes Niederdeutsch
  • Herausgabe von regelmäßigen Berichten und Übersichten über plattdeutsche Aktivitäten, Personen und Ansprechpartner/-innen von Gruppen und Institutionen im Rahmen der Berichtspflicht
  • Arbeitstagungen in der Zusammenarbeit mit dem Lüneburgischen Landschaftsverband, Plattdeutschbeauftragten der Region und der Sparkassenstiftung
  • Konzeptionierung, Finanzierung und Organisation der „Plattdüütsch Weken“ alle zwei Jahre, zuletzt 2020 – Erstellen des Programmheftes mit über 60 Veranstaltungen!
  • Herausgabe eines Jahresprogramms für Plattdeutsch im LK Lüneburg
  • Verantwortliche Mitarbeit und Jurytätigkeit (ggf. bis zum Landesentscheid) beim plattdeutschen Lesewettbewerb „Schölers leest Platt“; Jurymitglied auf allen Ebenen.
  • Veröffentlichungen, Auftragsarbeiten in niederdeutscher Sprache für die Printmedien im LK Lüneburg (LZ, QUADRAT usw.)
  • Jährliche Aktualisierung der „Bücherkoffer“ (für Kitas + Schulen) Kostenlose Ausleihe über die Buchhandlung Lünebuch (Herr Orthey)
  • Fortführung des Projekts: Plattdeutsche Landkarte mit Audio-Karte auf der Homepage des LK und bei Lüneplatt e.V., und Aktion: Plattdeutsche Namen auf alle Ortsschilder, dazu Kontakte mit Bürgermeistern usw.
  • VHS – Sprachkurse für Plattdeutsch
  • Ausbau und Fortführung von Projekten, z.B. Projekt: „Plattdeutsch in der Pflege und in der Dienstleistung“.
  • Erstellen von Broschüren u. a. in Kooperation mit Innungen, Handwerkskammer
  • Unterstützung der 16 Plattdeutschen Krings im LK)
  • Sprachfachliche und konzeptionelle Beratung der 6 aktiven plattdeutschen Theatergruppen (2 x Lüneburg, Amelinghausen, Bleckede, Handorf, Radbruch)
  • Ggf. Leitung eines Plattsnacker-Krings
  • Maßgebliche Mitwirkung im Verein Lüneplatt e.V. von 2012
  • Eigene Lesungen, Vermitteln von Lesungen an öffentliche Einrichtungen und Vereine wie: DRK, Landfrauen, Sozialverband, Handwerker, Vereine usw.
  • Mitwirkung bei Plattdeutschen Gottesdiensten, Vermittlung von geeigneten Nativ Speakern für Kirchengemeinden
  • Plattdeutschkurse in verschiedenen Einrichtungen